Der Hagen ist ein schmaler Weg, der gesäumt ist von Gärten und viele prachtvollen Villen. Er verläuft fast parallel zu dem heute noch vorhandenen Teilstück der alten Schüttorfer Stadtmauer. Früher waren hier einmal weitere Stadtbefestigungsanlagen wie Wälle und Gräben angelegt.
Betritt man heute den Hagen von der Graf-Egbert-Straße aus, so findet man rechter Hand ein ca. 800 qm großes Grundstück, auf dem sich heute ein Kinderspielplatz befindet. Dieser Platz ist vielen Schüttorfern auch bekannt als der alte Hagenfriedhof. Eien Kirch oder Kapelle hat aber dort nie gestanden. Vielmehr entstand dieser Friedhof während der sogenannten „Franzosenzeit“, als Napoleon hier das Sagen hatte.
Früher war es üblich, dass man die Toten in der Nähe der großen Kirche auf dem Kirchhof bestattete. Tausende von alten Schüttorfer wurden hier auf dem relative kleinen Areal im Laufe der Jahrhunderte begraben. Die französische Regierung hielt diesen alten Brauch der innerstädtischen Begräbnisse aber für hygienisch bedenklich und ordnete an, dass jetzt die Toten außerhalb der Stadtmauern zu beerdigen seinen. So planierte man 1808 hier am Steintor den damals noch vorhandenen Stadtwall, schüttete den Stadtgraben zu und richtete auf dem Gelände einen neuen Friedhof an, der schnell den Namen Hagenfriedhof bekam. Der Friedhof aber wurde nur wenige Jahre lang seiner Bestimmung nach genutzt. Schon 1814, kurz nach Beendigung der französischen Besatzung, begruben die Schüttorfer ihre Toten wieder auf dem alten Kirchhof, mitten in der Stadt.
Nach 1814 diente der alte Hagenfriedhof ganz unterschiedlichen Zwecken. Jahrelang war er ein beliebter Treffpunkt für die Schüttorfer Jugend, die hier das Anwerfen mit Geldstücken spielten oder sich zu Ostern zum Eierticken trafen.
1880 wurde der Hagenfriedhof zum Turnplatz für die Schulkinder der Stadt umgestaltet. Es gab sogar Pläne, hier eine Schule einzurichten. Doch die verschwanden schnell wieder in der Schublade. 1908 diente er als Festplatz für die 250-Jahr-Feier der Schützengilde.
1917 funktionierte man ihn zum Übungsplatz für ein Ausbildungsbataillon um, das in Schüttorf stationiert war. 1920 errichtete der Hotelier Adria Lindemann dort einen Tennisplatz. All das passierte auf den Gräbern der etwa 300 Schüttorfer Bürger- und Bürgerinnen, die bis heute noch hier begraben liegen, denn von einer Umbettung der Toten weiß die Stadtchronik nichts zu berichten.
Streifzug durch die Stadtgeschichte
1. Plundermelkshoek • 2. Stadtmusikanten • 3. Nachtwächter • 4. Maße
5. Falschmünzerei • 6. Stadtsiegel • 7. Schüttorfer Frauen • 8. Bürgereid
9. Haus Kaldemeyer • 10. Apotheke • 11. Wolffsschlucht • 12. Schüttorfer Schmiede
13. Schüttorfer Seide • 14. Ohne Moral • 15. Vechteschiffahrt • 16. Verbrechen
17. Schüttorfer Pergament • 18. Badehalle • 19. Mühlen • 20. Alte Post
21. Sportpalast • 22. Hagenfriedhof • 23. Urhöfe • 24. Kuhdorf
25. Klosterkirche • 26. Garnisonsstadt • 27. Hessenweg • 28. Stadtmauer
29. Stadttore • 30. Adelshof von Beesten • 31. Föhnstraße • 32. Pferdemarkt
33. Nordhornerstraße • 34. Schevestraße • 35. Waldschlösschen • 36. Burg Schottbrink
37. Tiggelhof • 38. Vechtefischerei • 39. Elektrizitätswerk • 40 Schüttorfer Feld