Neben Krieg, Seuchen und Hungersnöte waren es vor allem die zahlreichen und nicht selten auch verheerenden Feuer, die den Bürgern der Stadt Schüttorf das Leben sehr schwer machen. Die uns bekannten Chroniken verzeichneten insgesamt fünf größere Stadtbrände, die Schüttorf heimgesucht haben. So wurden allein beim Stadtbrand von 1608 über 100 Häuser in der Stadt vernichtet. Und der Turm der reformierten Kirche brannte mindestens siebenmal, meist verursacht durch Blitzeinschlag.
Immer wieder versuchten die Schüttorfer der wütenden Feuer Herr zu werden. In den Anfangsjahren unserer Stadt lag die Feuerbekämpfung in den Händen der Borgerscuttery, eine Art Bürgermiliz, die vor allem zur Bewachung und Verteidigung der Stadt eingesetzt wurde.

Der historische Türbalken erinnert an den großen Standbrand von 1609. Er trägt die Inschrift: ANNO • 1608 • DEN • BOLLIIVLY • IS • DIT • HVISZ • VOR • BRANT • VNDT • WEDERVP • GEBOEVET • MIT • GODES • HVLF • VNDE • MENSCHEN • BISTNT • ANNO • 1609 • AM • 23 • SEPTEM • JO • S *)
Wurde ein Brand entdeckt, alarmierten die wachhabenden Stadtsoldaten die übrigen Schützen (Scutter) und Bürger durch laute Signale mit dem sogenannten Wach- oder Brandhorn. Dann wurde das Feuer mit einfachsten Mittel bekämpft. Man schaffte das Löschwasser mit Eimern und Schläuchen aus den vielen Gräben der Stadt, der Vechte und den Brunnen zur Brandstelle. Auch sogenannte nasse Felle und Säcke sowie Feuerklatschen kamen zu Einsatz. Manchmal standen auch kurze Leitern zur Verfügung. Die Brandbekämpfung zielte vor allem auf das Eindämmen der Brandherdes ab. Stand ein Gebäude erst in Flammen, konnte man nicht viel mehr tun, als es kontrolliert herunterbrennen zu lassen und zu verhindern, dass es sich weiter ausbreitete.

Zwei alte Schüttorfer Brandhörner. Mit ihnen wurden die Bürger alarmiert, wenn ein Feuer ausgebrochen war
Löschen mit Säcken und Kuhfellen
Wie in früheren Zeiten ein Brand gelöscht wurde, zeigt ein Dokument, das den Brand des Kirchturms im Jahr 1684 beschreibt. Am Abend des 2. Dezember 1684, es war ein Dienstag, schlug um 6 Uhr abends ein Blitz in den Kirchturm ein und entfachte im Helm des Turmes einen Brand. Durch Glockengeläut wurde die Bürgerey zusammengerufen. Einige unerschrockene Bürger u.a. Johann Schräder, Johan de Kerft und sein Sohn Heinrich, Derent Schevel, Lukass ter Mollen und Ewerwin Ellebrachtssohn stiegen den Turm zum Helm hinauf. Schnell waren sie von Rauch aber auch von giftigen Dämpfen umhüllt. Als die Männer in die Helmabdeckung Löcher schlugen, um Luft zum atmen zu bekommen, entfachte dieses Vorhaben den Brand erst richtig. Die Männer gaben darauf hin die Löscharbeiten auf und stiegen den Turm wieder hinab. Es ist Johann Schräder zu verdanken, dass der Turmbrand dennoch gelöscht wurde. Denn er beschwor die Männer, die Brandbekämpfung wieder aufzunehmen. Es wäre doch „jammer und schade …, ein solch herrlich gebäude verbrennen zu lassen, sie möchten doch wieder aufsteigen, er wolle sie treulich beystehen.“ Das hat die Männer wohl überzeugt, denn sie kletterten wieder den Turm hinauf. Von unten wurden ihnen nasse Säcke und Kuhfelle zum Ersticken der Brandherde hochgereicht. Günstig für die weitere Brandbekämpfung war, dass der Wind auf einmal nachließ. Als dann noch der Leyendecker Balster Crinis und sein Knecht aus Bentheim zur Hilfe kamen, konnte der Brand um 4 Uhr morgens ganz gelöscht werden. In Folge dieses Brandes erlitt der Turm zwar erheblichen Schaden. Wäre aber der Turm ausgebrannt und nach unten gestürzt, hätte die Gefahr bestanden, dass auch große Teile der umliegenden Häuser Feuer gefangen hätten.

Mindestens siebenmal geriet der „Schüttorfer Riese“ meist durch Blitzschlag verursacht in Brand. Er hat aber alle Brände überstanden. Aber noch heute zeigt sein leicht schräger Turmhelm, dass die Brände ihre Spuren hinterlassen haben.
Kollekte für die Feuerspritze
Mit so einfachen Mitteln wurden viele Hundert Jahre lang bei uns die Feuer bekämpft. Zwar waren alle Einwohner mit Bürgerrecht verpflichtet, im Brandfalle zu helfen, andererseits waren die meisten von ihnen darin nicht ausgebildet oder kamen ihre Pflicht nicht immer in der gebührenden Art und Weise nach. Besonders zu Übungen kam man nur, wenn man danach Freibier als Belohnung erwarten konnte. Weil zum Feuerwehrdienst jeder verpflichtet war, fühlte sich oftmals keiner so richtig dafür zuständig.
Mit der zunehmenden Verdichtung der innerstädtischen Bebauung wurde allmählich klar, dass es so nicht weitergehen konnte. Andernorts wurden im ausgehenden 18. Jahrhundert bereits Feuerspritzen eingesetzt, die eine wirkungsvollere Brandbekämpfung ermöglichten. Sie wurden von Männern bedient, die speziell dafür ausgebildet waren.
Also erwog man auch in Schüttorf die Anschaffung einer Feuerspritze und eine Neuorganisation der Feuerwehr. In einer Urkunde aus dem Jahr 1757 hieß es: „Wir Bürgermeister, Schöffen und Rat der Stadt Schüttorf haben erwogen und finden aus benachbarten und anderen Ländern leider die alltägliche Erfahrung und Exemplen bei uns bestätigt, nämlich, daß ganze Straßen und Häuser, wegen Abgang zur Dämpfung entstandener Feuersbrunst benötigter Instrumente, eingeäschert worden; wie solches Unglück noch vor wenigen Jahren unsere Stadt getroffen hat. (…) Dahero wir für unumgänglich nötig erachtet und beschlossen haben, zum gemeinen Besten eine Brandspritze mit einem dedernden Kanal und hölzernem Gestell und sogenannten Schlangen uns anzuschaffen und solche bereits gegen Monat November d. J. Anhero fertig geliefert werden wird.“ (Schüttorfer Zeitung vom 17.2.1900).

1931 präsentiert die damalige Jugendfeuerwehr auf dem Pferdemarkt die alte Handdruckspritze, die 1789 in Schüttorf für die neue Pflichtfeuerwehr angeschafft wurde
Aber die Stadt Schüttorf war durch die Spätfolgen der vielen Kriege finanziell immer noch so geschwächt, dass allein aus städtischen Mittel die Beschaffung einer Feuerspritze nicht möglich erschien. So wurde eine große Kollekte ins Leben gerufen, die sich an das Grafenhaus in Bentheim, an die Adeligen in der Stadt und im Weichbild, an die Kirche und zuletzt auch an die freien und unfreien Schüttorfer Bürger wandte.
Es wurde zwar gespendet, aber das gesammelte Geld blieb hinter den Erwartungen zurück. So musste dann doch die Stadt Schüttorf einen erheblichen Beitrag aus dem Stadtsäckel beisteuern, um die erforderliche Kaufsumme zusammen zu bekommen. Ob damit allerdings diese Feuerspritze dann auch gekauft wurde, ist nicht dokumentiert.
In die Pflicht genommen
Sicher hingegen ist, dass 1789 in Schüttorf eine Feuerspritze in Dienst gestellt wurde. Mit der Anschaffung der Handdruckspritze wurde auch die Brandbekämpfung in Schüttorf neu organisiert. Ein Grund dafür war, dass für die Bedienung der Handdruckspritze mehrere kräftige Männer notwendig waren, die an der Spritze ausgebildet werden mussten und nur effektiv sein konnten, wenn sie unter einem gemeinsamen Kommando standen. So wurde 1789 das erste Feuerwehrkommando gegründet. Es stand unter dem Kommando eines Brandmeisters, dem Leinenhändler Joh. Dietrich te Gempt. Ihm waren 5 Rohrmeister, 16 Männer zur Bedienung der Spritze sowie mehrere sogenannte Feuerherren unterstellt. Alle Männer wurden von der Stadtverwaltung zu dieser Aufgabe verpflichtet. Nach welchen Kriterien die Auswahl der Männer erfolgte, ist leider nicht bekannt. Bleibt noch zu erwähnen, dass die Pflichtfeuerwehrmänner für die Löschung von Bränden eine Prämie ausbezahlt bekamen. Meist wurde diese Prämie von den jeweiligen Brandkassen gezahlt.
Im Laufe der kommenden Jahre wurde das Feuerlöschwesen mehrfach umorganisiert, hin zu einer Feueranstalt, die als nun offiziell als städtische Einrichtung galt. 1842 gab es bereits drei Brandmeister. Und im Jahr 1876 wurden der Ratsherr Tigler und der Bürgervorsteher Regenbogen zum Branddirektor bzw. Rettungsdirigenten ernannt.
Kein Geld für die Freiwillige Feuerwehr
Mit dem Aufkommen großer Betriebe geriet das System der Pflichtfeuerwehr der Stadt wieder an neue Grenzen. Längst erstreckte sich das Stadtgebiet auch außerhalb der Stadtmauern. Die großen Brände in den Textil- und in anderen Fabriken zeigten, dass Ausrüstung, Organisation und Kommandostruktur der Feuerwehr nicht mehr zeitgemäß waren. So brannte 1885 die Spinnerei von Schlikker, 1886 auch die Wurstfabrik von Schümer nieder. Und durch eine Explosion des Kessels wurde bei der Dampfmühle Tigler das gesamte Maschinenhaus zerstört.
Auf Anregung des Landrates wurde nun auch in Schüttorf diskutiert, eine Freiwillige Feuerwehr zu gründen. Aber die Stadt scheute die Ausgaben, die für die Aufstellung einer Freiwilligen Feuerwehr notwendig waren. Und auch die vielen Millionäre, die zu dieser Zeit in Schüttorf wohnten und ihren Reichtum genossen und mehren ließen, fühlten sich wohl außerstande, eine ansehnliche Summe für eine effektivere Brandbekämpfung locker zu machen. Sie bauten dafür lieber ihre pracht- und prunkvollen Villen.
Die Neue, Rothe und Gelbe Spritze
So beließ man es bei der herkömmlichen Pflichtfeuerwehr, erließ aber eine neue Feuerlösch-Ordnung, nach der jeder männliche Einwohner zwischen 16 und 60 Jahren verpflichtet war, bei der Löschung eines Brandes zu helfen. Den Kern der Feueranstalt bildeten über 200 Männer, die mit der „Neuen“, der „Rothen“ und der „Gelben Spritze“ die Feuer in der Stadt bekämpften. Das war schon eine schlagkräftige Mannschaft. Aber es wurde auch beklagt, das sie aufgrund der wenigen Übungen nur unzureichend ausgebildet war.
Das Rathaus war auch Spritzenhaus
Die Feuerspritzen waren zunächst im Rathaus untergestellt. Hier wurden auch die ledernen Schläuche gelagert. Nach einem Löscheinsatz wurden diese Schläuche zum Trocknen einfach aus den oberen Fenstern des Rathauses gehängt. Die Feuerleitern hingegen waren in der reformierten Kirche abgestellt.

Auf diesem Foto (um 1900) des Rathauses ist das Ein- und Ausfahrtstor für die Feuerspritzen noch zu erkennen.
Anfang des 20. Jahrhunderts erwies sich der Raum im Rathaus als zu klein. So wurde 1910 das Haus von Hermann Wittrock in der Mauerstraße gegenüber dem evangelischen Gemeindehaus gekauft und zum Spritzenhaus umgebaut. Das Haus hatte aber eine so schlechte Bausubstanz, dass es bald darauf vom Einsturz bedroht war. So baute man 1929 direkt hinter der neuen Vechte an der Salzberger Straße ein neues Feuerwehrhaus, das später noch einmal umgebaut und auch motorisierten Löschfahrzeugen Platz bot.

1929 wurde die neue Feuerwache an der Salzberger Straße in Dienst gestellt. Mit dabei der neue Sirenen-Turm. Mit der Sirene wurden nun die Feuerwehrleute zum Einsatz gerufen. Und Mittwochs, pünktlich um 12.00 mittags gab es den Probealarm. Aber auch die Feuerglocke blieb noch für einige Jahre aktiv. Das Foto zeigt die Feuerwache im Jahr 1986
Mitte der 1980er Jahre war auch dieses Feuerwehrhaus zu klein und technisch nicht mehr auf dem neuesten Stand zu halten. So errichtete die Stadt Schüttorf am Nordring auf dem ehemaligen Gelände der Schinkenfabrik Klümper ein neues, modernes Feuerwehrhaus, das am 17. Oktober 1986 der Freiwilligen Feuerwehr Schüttorf übergeben wurde.

Das aktuelle Feuerwehrhaus der Ortsfeuerwehr Schüttorf ist auch schon in die Jahre gekommen und soll durch einen modernen Neubau ersetzt werden
Zur Belohnung gab es Freibier
Jahrhundertelang war die Brandbekämpfung eine Pflicht, die die Einwohner der Stadt mit Bürgerrechten zu leisten hatten. Auch Mitglieder der Zünfte und Gilden waren dazu verpflichtet. Jeder wehrtaugliche männliche Bürger musste seinen Dienst in der Borgerscuttery verrichten und damit auch zur Brandbekämpfung ausrücken. Als „Belohnung“ für ihr Engagement erhielten sie einmal im Jahr Freibier, das aus der Stadtkasse bezahlt wurde.
Diese Struktur des Brandschutzwesen führt dazu, dass nicht immer die besten Männer beim Brandschutz aktiv waren. Oftmals führten Männer das Kommando, die an harte körperliche Arbeit nicht gewohnt waren und kaum über handwerkliche Fähigkeiten verfügten. Gesellschaftliche Stellung war manchmal wohl wichtiger als die Tauglichkeit zur Brandbekämpfung.
Erst als das Ständewesen auch in der Stadt Schüttorf sein Ende nahm, wurden die einfachen Einwohner der Stadt ebenfalls zum Brandschutz in die Pflicht genommen. So musste jeder Einwohner immer einen Brandeimer mit Wasser und eine Brandlaterne in seinem Haus stehen haben. Das wurde auch kontrolliert. Die Missachtung dieser Vorschrift wurde mit einer empfindlichen Geldstrafe geahndet. Bereits im 17. Jahrhundert wurden die Feuerstellen und Schornsteine der Häuser regelmäßig überprüft. Diese Aufgabe übernahmen in der Regel Angehörige des Rates.

Als es noch wenige Telefone in der Stadt gab, meldete man einen Brand an der nächstgelegenen Feuermeldestelle
Mit Milch gelöscht
Bis heute legendär blieb der Brand des Kirchturms am 8. Februar 1889. Wieder hatte ein Blitz den Turm getroffen und in Brand gesetzt. Als man um 6 Uhr abends den Feueralarm „Der Turm brennt“ ausrief, eilten Hunderte Schüttorfer Bürger zur Kirche, um bei den Löscharbeiten zu helfen. Aber es mangelte an Löschwasser. Aufgrund der Kälte waren viele Brunnen zugefroren. Auch auf der Vechte lag eine Eisschicht. Und mit den Feuerspritzen konnte man den Brandherd sowieso nicht erreichen. Vor allem dem Dachdeckermeister Anton Kerkhoff ist es zu verdanken, dass der Brand trotzdem gelöscht werden konnte. Er ließ aus den umliegenden Häusern Milch in Eimern zum Turm schaffen – damals hielten viele Schüttorfer Bürger noch Ziegen und Kühe. Mit dieser Milch löschte man die einzelnen Brandnester, so dass nach einigen Stunden vermeldet werden konnte: „Der Brand ist gelöscht!“ Man muss dazu anmerken, dass damals das Ersticken von Brandnestern durch Milch ein nicht unübliches Verfahren bei der Brandbekämpfung war.
Die Freiwillige Feuerwehr wird gegründet
Ende der 1920er Jahre wurde in Schüttorf die Zentrale Wasserversorgung fertig gestellt. Mit dem Einbau von Hydranten war die Versorgung mit Löschwasser in den Stadtgebieten erheblich verbessert worden. Daraufhin kam erneut die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr auf die Tagesordnung. Am 9.9.1929 wurde auf einer Versammlung im Gasthaus am Kuhm die Freiwillige Feuerwehr Schüttorf gegründet. Über 50 meist jüngere Schüttorfer wohnten dieser Versammlung bei. Viele von ihnen hatten sich schon bei der Vorbereitung der Versammlung engagiert oder an Feuerwehr-Übungen teilgenommen.
Auf der Versammlung wurden die Statuten der neuen Feuerwehr zur Abstimmung vorgelegt. Darin hieß es u.a., „dass die freiwillige Feuerwehr, ein Verein gesunder und kräftiger junger Männer, die Ehrenpflicht übernimmt, sich durch regelmäßige Uebungen bei militärischer Disziplin, die Gewandheit, den Mut und die Ruhe aneignen soll, die nötig ist, bei Feuersgefahr rasch und in zweckmäßiger Wiese Hilfe leisten zu können.“ (Schüttorfer Zeitung, 09.05.1929)
Ferner sah das Statut vor, dass die Feuerwehr unter dem Kommando eines Hauptmanns stehen soll. Zudem solle eine Spritzenmannschaft, zwei Hydranten-Löschmannschaften, eine Rettungs- und eine Ordnungsmannschaft gebildet werden. Zum Kommando der Feuerwehr gehörten neben dem Hauptmann, ein stellvertretender Hauptmann, der Schriftführer, der Kassierer, ein Inventarverwalter sowie die jeweiligen Zugführer. Alle Mitglieder des Kommandos sollten in freier Wahl aus denen Reihen der Versammlungsmitglieder bestimmt werden. Die Statuten wurden einstimmig angenommen. Daraufhin wurde das erste Kommando gewählt. Es bestand aus:
Hauptmann: Fritz Lübke
Stellvertreter: Levert Busmann
Schriftführer und Kassierer: W. Nuß jr.
Inventarsverwalter: W. Lübke
Zugführer: Wilhelm Lindemann, Johan Farwick, Rudolf Flintermann, Anton Kerlhoff jun., Dietrich Egbrinkhoff
Die Freiwillige Feuerwehr Schüttorf war damit gegründet.
Die Reichen taten nichts
Auf der Gründungsversammlung bemängelte Bürgermeister Scheurmann jedoch das fehlende Engagement einiger Schüttorfer Bürger: „Die Wehr sei für alle Bürger da; es sei bedauerlich, dass die besitzenden Klassen, die doch eigentlich bei einem Brande am meisten zu verlieren hätten, sich nicht beteiligten bzw. der Wehr so gleichgültig gegenüberständen.“ (ebenda)
Die alte Pflichtfeuerwehr bleib noch für einige Wochen bestehen, da die neue Freiwillige Feuerwehr erst noch ausgerüstet werden musste. Aber schon im November 1929 wurde die Pflichtfeuerwehr aufgelöst. So gesehen konnte die Freiwillige Feuerwehr Schüttorf im diesen Jahr (2019) ihren 90. Geburtstag feiern.
Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr konnte jeder männliche Bürger Schüttorfs werden. Er musste sich aber für mindestens 3 Jahre verpflichten und bereit sein „sich unterzuordnen. Denn ohne Disziplin läßt sich nicht wirkungsvoll arbeiten. Kleinliche Bedenken sollte man großzügig hintanstellen.“ (ebenda) In den Anfangsjahren der Freiwilligen Feuerwehr wurden vor allem junge Handwerker gesucht.
Die Ausrüstung war bescheiden
Die Ausrüstung der Freiwilligen Feuerwehr Schüttorf in ihren Anfangsjahren kann man heute nur als bescheiden bezeichnen. Jahrzehntelang musste sie mit Handdruckspritzen und Hydrantenwagen die Feuer bekämpfen. Erst 1932 erhielt sie eine motorisierte Tragekraftspritze, durch sie konnte man jetzt mit 500 Litern Wasser pro Minute das Feuer bekämpfen. Und im Jahr 1934 wurde in Eigenarbeit ein alter PKW zum Zugfahrzeug für die Motor-Tragekraftspritze umgebaut. Erst 1958 erhielt die Feuerwehr ihr erstes Tanklöschfahrzeug.
Die Damenfeuerwehr von Schüttorf
War der Dienst in der Feuerwehr nur den Männern vorbehalten, so änderte sich das notgedrungen in den letzten Jahren des 2. Weltkriegs. Die meisten Feuerwehrmänner in Schüttorf waren entweder als Soldat an der Front, verwundet oder bereits gefallen. Zuerst „füllte“ man die lichten Reihen der Feuerwehrmänner mit Jugendlichen aus der HJ auf. Als aber auch das nicht mehr reichte, gründete man 1944 unter Federführung des damaligen Feuerwehrhauptmanns Lübke die Schüttorfer Damenfeuerwehr. 20 Frauen aus Schüttorf wurden “auf die Schnelle“ an den vorhandenen Geräten ausgebildet. In der Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Schüttorf aus dem Jahr 2004 hieß es dazu: „Zunächst wurde das militärische Grüßen erlernt, anschließend wurde mit der alten Handdruckspritze, den Hydrantenwagen und machmal sogar mit der Motorspritze geübt.“

Als es in Schüttorf kaum noch Männer für den Feuerwehrdienst gab, wurden 1944 auch Frauen in die Freiwillige Feuerwehr aufgenommen
Die Damenfeuerwehr kam jedoch wohl nur selten zum Einsatz. Nach Kriegsende wurde sie sang- und klanglos wieder aufgelöst. Erst 1998 kamen die ersten Frauen aus der aus der Jugendfeuerwehr als gleichwertige Mitglieder in die aktive Mannschaft. Heute verzeichnet die Ortsfeuerwehr Schüttorf 7 Feuerwehrfrauen und 66 Feuerwehrmänner als aktive, gut ausgebildete Mitglieder. Sie verfügen über 12 Fahrzeuge, um in jedem Notfall gezielt helfen zu können. (Stand 2019 lt. www.ortsfeuerwehr-schuettorf.de)
Weniger Brände, dafür mehr Unfalleinsätze
Im Laufe der Jahrzehnte hat sich das Einsatzspektrum der Feuerwehr deutlich erweitert. Wurde sie früher vor allem bei der Brandbekämpfung eingesetzt, so stehen heute Einsätze bei Verkehrsunfällen, bei Unfällen mit Gefahrgütern, nach Unwettern etc. häufiger auf dem Alarmplan. Hinzu kommen noch die vielfältigen Aufgaben bei der Brand- und Unfallvermeidung. Sehr oft rücken die Einsatzkräfte aus, wenn Brandmeldeanlagen einen Alarm ausgelöst haben. Nicht selten handelt es sich dabei um Fehlalarme.
Bei Schlikker gab es eine Betriebsfeuerwehr
Neben der Pflichtfeuerwehr und der Freiwilligen Feuerwehr gab es in Schüttorf auch noch Betriebsfeuerwehren bzw. betriebliche Löschtrupps. So hatte Schlikker & Söhne eine Werksfeuerwehr. Sie bestand aber nur aus wenigen Mitarbeitern und verfügte auch nur über eine einfache Ausrüstung. Zumindest stand bei Schlikker & Söhne auch ein Löschfahrzeug zum Einsatz bereit. Die Betriebsfeuerwehren bzw. Löschtrupps wurden vor allem aus versicherungstechnischen Gründen eingerichtet.
*) Übersetzung: Im Jahr 1608 im Bolli-Juli ist dieses Haus abgebrannt und mit Gottes Hilfe und dem Beistand der Menschen wieder aufgebaut worden, am 23. September im Jahr 1609.
(Quellen: u.a. Schüttorfer Zeitung (Heimatverein), Manuskript Scheurmann (Stadtarchiv), Internetseite der Ortsfeuerwehr Schüttorf, Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Schüttorf, 2004; Fotos: Stadtarchiv, Horst Kiewitt)