Das alte Schüttorfer Rathaus zählt zu den wenigen gut erhaltenen historischen Gebäuden der ältesten Stadt der Grafschaft. Wann es gebaut wurde, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Sein von gotischen Elementen geprägter Baustil lässt auf eine Errichtung im 15. bis 16. Jahrhundert schließen. In diesem Zeitraum herrschte in Schüttorf eine rege Bautätigkeit, so wurde neben der großen Kirche auch die Burg Altena sowie das Kloster Mariengarten ge- bzw. ausgebaut. Über den Baumeister oder den Architekten des Rathauses ist leider nichts bekannt. Es könnte aber sein, dass das Bauhaus, das z.B. die große Kirche errichtet hat, das Rathaus gleich mit gebaut hatte. So ein Vorgehen war in der frühen Neuzeit nicht unüblich.

Rathaus_1910

Das Rathaus um 1910. Da stand noch die Brandspritze der Feuerwehr im Erdgeschoss (links)

Einigen Quellen zufolge war der Marktplatz, an dem das Rathaus gelegen ist, schon vor der Errichtung des Rathauses vorhanden. Er soll bereits bei der Gründung der Stadt als Versammlungsort und als Gerichtsstätte gedient haben. Am Marktplatz soll auch es auch einen Versammlungsraum für die städtischen Gremien wie Rat, Achten und Gemeine gegeben haben. Wo der aber stand, ist nicht überliefert. Natürlich diente der Marktplatz auch dem Abhalten von Märkten, vor allem Vieh- und Jahrmärkte. Spätestens nach 1495 hat Schüttorf ja das Recht bekommen, innerhalb der Stadtmauern Märkte durchzuführen. Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Markttreiben auf den Kuhm verlegt.

Eine Postkarte vom Markt Anfang des 20. Jahrhunderts

Rechteckig und schlicht

Doch zurück zum Schüttorfer Rathaus. Das eigentliche Rathaus ist ein rechteckiges Gebäude mit einer Länge von 25 Metern und eine Breite von 10 Metern. Es ist aus Sandstein gebaut, der wohl aus den nahegelegenen Steinbrüchen stammt. Das Mauerwerk ist an vielen Stellen sehr grob gemauert. Man könnte den Eindruck haben, dass hier Rest- oder Bruchsteine verwendet wurden. Das lässt die Vermutung aufkommen, dass das Schüttorfer Rathaus vielleicht aus „Restbeständen“ anderer Bauwerke, die zeitgleich errichtet wurden, gebaut wurde. Vielleicht hat man das Baumaterial auch einfach nur geklaut. Das war im Mittelalter und der frühen Neuzeit gar nicht einmal so unüblich.

Rathaus_grob_Mauer

Auf dem Bild gut zu erkennen, wie „grob“ das Sandsteinmauerwerk ist

Das Rathaus ist ein recht einfacher Zweck- oder auch Profanbau. Nur seine Vorder- und Rückseite schmücken zwei Staffelgiebel. Verzierungen oder Ornamente sucht man weitgehend vergebens. Lediglich am Frontgiebel wurde 1760 eine Sonnenuhr angebracht. Obgleich das Rathaus von Zurückhaltung geprägt war, war es doch zur Zeit einer Erbauung ein durchaus repräsentatives Gebäude. Es zählte lange Zeit neben der Burg Altona zu den einzigen mehrgeschossigen Häusern in der Stadt. Vielleicht wollten die Schüttorfer Bürger damit auch ihr Selbstbewusstsein gegenüber dem immer noch allgegenwärtigen Grafenhaus in der Stadt demonstrieren.

Das Innere wurde im 20. Jahrhundert aufgehübscht

Über die Inneneinrichtung des historischen Rathaus während der ersten 500 Jahre ist so gut wie nichts bekannt. Es ist aber davon auszugehen, dass diese auch eher zurückhalten war. Das Rathaus erstreckte sich über zwei Geschosse. Es war teilunterkellert und auch der Dachboden war zumindest teilweise ausgebaut. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts und besonders nach dem 1. Weltkrieg begann man, das Rathaus von innen her „aufzuhübschen“.

So tauschte man zum Beispiel einen Teil der alten schmucklosen Fenster gegen neue aus, die mit bunten Glasmalereien verziert waren. Rektor Berge beschrieb diese Fenster eindrucksvoll: Im Nordgiebel an der Kopfseite des großen Rathaussaales befanden sich zwei Fenster. In der Glasmalerei des linken Fensters war eine Jungfrau mit Waage und Schwert abgebildet. Über der Jungfrau schwebte eine goldene Krone. Die Jungfrau versinnbildlichend die Justitia – Gerechtigkeit.

Auch das rechte Giebelfenster zeigte eine Jungfrau, über der eine goldene Krone schwebte. Sie hielt in ihren Händen ein aufgeschlagenes Buch, darunter die Inschrift Sapientia – Weisheit.

In der Ostwand gab es zwei Fenster mit Glasmalereien. Auf dem einen waren ein Webstuhl, ein Handelsstab und ein Schiff mit aufgeblähten Segeln zu sehen. Und die Inschrift: „Wagen un Winnen, Buten un Binnen“. Vielleicht ist dieser alte hanseatische Spruch als eine Hommage an die vermeintliche Zugehörigkeit Schüttorfs zur Hanse gedacht, von der viele damals noch ausgingen. Dieser Spruch zierte seit 1899 auch das Schütthaus, das Gildehaus der Kaufleute in Bremen, zu dem das Schüttorfer Rathaus auch eine leichte Ähnlichkeit aufweisen kann.

Das zweite Fenster zeigte das Bentheimer Wappen, das Niedersachsenross und die Wappen der Städte Schüttorf, Nordhorn, Neuenhaus.

Glasmalfenster

Das Fenster mit den Wappen-Motiven

Auf dem Fenster im Flur waren drei Affen zu sehen, die sich mit ihren Pfoten die Augen, die Ohren oder den Mund zuhielten. Sie symbolisierten die moralischen Anforderungen an die Ratsleute, aber auch an alle Schüttorfer: „Sieh nichts Schlechtes“ – „Hör nichts Schlechtes“ und „Red nichts Schlechtes“. Tratsch und üble Nachrede scheinen in Schüttorf wohl ein Problem gewesen zu sein.

Auch auf der Südgiebelseite des Rathauses gab es drei Fenster mit Glasmalereien. Das linke Fenster stand für das Handwerk. Es zeigte eine Kelle für das Maurerhandwerk, sein Säge für die Zimmerer, einen Schlüssel für die Schlosser und eines Pinsel für die Maler.

Auf dem rechten Südgiebelfenster war Merkur, der römische Gott des Handels, ein von zwei Schlangen umwundener Handelsstab, ein Handelsschiff mit aufgeblähten Segeln und ein aufgeschlagenes Hauptbuch mit dem Titel „Soll und Haben“. Das Fenster trug die Inschrift: Handel schafft Wandel.

Die Glasmalerei des mittleren Fensters war mit Spinnrad, Handwebstuhl, Spinnereihochhaus und Weberei der hiesigen Textilindustrie gewidmet. Mit der Inschrift: „Das Bessere ist des Guten Feind. Gestiftet vom Fabrikantenverein Schüttorf“.

Auch im Amtszimmer des Bürgermeisters befand sich ein Fenster mit Glasmalereien. Auf ihm waren das Niedersachsenross mit dem Spruch: „Wohl dem der seiner Väter gern gedenkt und froh von ihren Taten, ihrer Größe sprechen kann“, das Stadtwappen, ein mittelalterlicher Stadtplan von „Scuttorp“ zu sehen. Und wer genau hinschaute, der entdeckte auch ein Mäuschen, das an alten Dokumenten nagte. Es sollte die Vergänglichkeit alles Irdischen symbolisieren. Gestiftet wurde dieses Fenster 1927 von Bürgermeister a.D. Kröner. Deshalb war dort auch das Wappen der Familie Kröner mit abgebildet.

Wann die Glasmalerei entstanden sind, ist nicht dokumentiert. Sie stammen aller Wahrscheinlichkeit aus einem Zeitraum Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhundert. Ob die Fenster zuvor mit anderen Glasmalereien geschmückt waren, ist nicht bekannt. Auch der künstlerische oder kulturhistorische Wert der Glasmalereien kann hier nicht bewertet werden.

Auch der Roland stammt aus dem 20. Jahrhundert

Ein weiteres „Schmuckstück“, das in den 1920er Jahren Einzug in das Schüttorfer Rathaus hielt, war der Schüttorfer Roland, der aber 1945 verbrannt ist, später aber nachgebaut wurde und jetzt wieder im Rathaus steht. Ob in Schüttorf schon weit früher eine „Rolandfigur“ als Symbol für das freie Stadtbürgertum stand, ist nicht überliefert, wohl aber unwahrscheinlich, da eine solche Figur in den historischen Dokumenten nirgendwo erwähnt wird.

schuettorfer_Roland

Der Schüttorfer Roland ist gerade einmal 100 Jahre alt. Ob er einen historischen „Vorgänger“ hatte, ist nicht belegt

Schneller Prozess war üblich

Ein Teil des rund 600 qm großen Rathaus war unterkellert. Früher waren hier auch Arresträume untergebracht. Die Gefangenen wurden dort in Eisen gelegt. Man muss aber davon ausgehen, dass diese Arresträume nur so etwas wie ein „Untersuchungsgefängnis“ waren. Die Menschen, die eines Verbrechens beschuldigt und dann in Gewahrsam genommen wurden, sind meist sofort vor Gericht gestellt worden. Mit Gesetzesbrechern machte man in der frühen Neuzeit oft schnellen Prozess. Gefängnisstrafen waren eher selten. Geldstrafen, Anprangerungen, körperliche Züchtigungen, Verstümmelungen und sogar die Todesstrafe wurden sehr viel öfter verhängt. Menschen, die länger in Haft genommen und auch gefoltert wurden, waren wohl, wie auch in anderen Orten üblich, in den Stadttoren eingekerkert. Die galten ob ihrer starken Mauern und Türen aus ausbruchssicherer. Neben den Arresträumen befanden sich im Keller auch Vorratsräume, in denen wohl vor allem Bier gelagert wurde. Auch das Waffenarsenal der Bürgerscütterey befand sich hier.

In der Ratskammer tagte die Stadtregierung

Über dem Keller im Erdgeschoss befand sich die Ratskammer. Hier fanden die Beratungen der Stadtregierung unter reichlichem Genuss von gespendetem Freibier statt. Die Ratskammer hat später verschiedenen Zwecken gedient. Von 1879 bis 1889 war hier die einklassige Rektorschule beheimatet. Danach bis 1908 probte dort abends der evangelische Jünglings und Männerverein. Anfang des 20. Jahrhunderts war hier die Stadtkämmerei untergebracht. Der Vorraum der Ratskammer wurde Mitte des 19. Jahrhunderts einige Zeit als Kinderhort genutzt.

Im Erdgeschoss befand sich lange Zeit bis ins 20. Jahrhundert hinein die Polizeidienststelle, die ebenfalls über eine Arrestzelle verfügte. Auf der Treppendiele wurden von 1732 bis 1911 die städtischen Feuerspritzen untergestellt.

Die Aufwertung des Rathaus war ein Stilbruch.

Das Obergeschoss wird bis heute durch den großen Rathaussaal dominiert. Wie er zu früheren Zeiten ausgesehen hat, darüber gibt es kaum Informationen. Es gibt nur Aufzeichnungen darüber, wie er nach 1924 aussah, als er wie auch andere große Teile des Rathauses nach Angaben des Professors Siebern von Hannoverschen Kunstmalern neu gestaltet wurde. Dabei wurde die aus gefederten, leichten Dielen untergenagelte Decke, ein Geschenk des Fabrikanten Chr. Rost an den Blaukreuzverein, der in diesem Saale von seinem Gründungsjahr 1904 bis 1908 tagte, entfernt und die Balken freigelegt, Der Deckenverputz wurde ebenso wie die dickwandigen Fensternischen mit blumigen Rankgewächsen bemalt. Auch der Fußboden wurde erneuert und ein hufeisenförmiger Beratungstisch mit insgesamt 21 Sesselstühlen aufgestellt.

Rathaussaal-1920

Der neu renovierte Sitzungssaal zeigt schon etwas Prunk im sonst schlichten Rathaus

Sehr augenfällig war die Aufstellung eines wertvollen Ofens mit Hülle, der vom gebürtigen Schüttorfer Berthold Regenbogen aus Hamburg gestiftet worden war.

Die Wände des Rathaussaales schmückten drei Landkarten der Grafschaft Bentheim von Johann Westenberg aus Ohne aus dem Jahre 1635 sowie eine antike holländische Wanduhr, 1784 hergestellt von dem Schüttorfer Uhrmacher Johann Esselbrügge. Sie stammte aus dem Nachlass des Bankiers Hermann ten Wolde, und wurde 1932 von seinem Sohn Heinrich der Stadt geschenkt. Laut einem Zeitungsbericht in der Schüttorfer Zeitung vom 2.11.1905 wurde schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts dem Rathaus eine Uhr gestiftet. Die aber ging im Rathaus immer falsch. Daraufhin hat der Stifter ten Wolde die Uhr aus dem Rathaus mitgenommen und sie in seinem von ihm gegründeten Kleinkindergarten aufgestellt, wo sie tadellos funktionierte. Ob es sich dabei um die selben Uhren handelte, ist nicht bekannt.

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Die holländische Wanduhr aus dem 18. Jahrhundert

An der Decke der Diele hing bis 1945 ein mächtiger Kronleuchter, der aus Bandeisen und geschnittenen Blechen gefertigt war. Der freiliegende Deckenbalken der Treppendiele trug die Inschriften „Wo der Herr nicht die Stadt behütet, da wacht der Wächter umsonst. Gemeinnutz geht vor Eigennutz. Der eine trage des andern Last.“ (nach: Berge 1925)

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Der alte Deckenleuchter im Erdgeschoss wurde auch ein Opfer der Bomben

Das Schüttorfer Rathaus erfuhr in der Zeit von 1924 bis 1945 eine Aufwertung, die aber nicht historischen Vorbildern, sondern eher dem Zeitgeschmack der damals Mächtigen in der Stadt entsprach. Nach dem Krieg wurde das Rathaus schnell wieder aufgebaut. Heute besticht es eher durch seine nüchterne Sachlichkeit, und wird so wohl seinem historischen Urspruch wieder gerechter.

Der Rathaussaal war eher ein Festsaal

Das Herzstück des Rathauses, der Rathaussaal, wurde im Laufe der Jahre für viele Zwecke verwendet. Nicht nur Gerichtsversammlungen und Wahlen fanden hier statt, hier wurde vor allen viel getrunken und viel gefeiert.

Sitzungssaal_1991

So präsentiert sich der Sitzungssaal heute

Besonders die Bürgerscütterey, eine Art bewaffnete Bürgermiliz, die vor allem bei der Verteidigung der Stadt bei feindlichen Angriffen diente, versammelte sich gerne im Rathaussaal. In der Bürgerscütterey waren vor allem die jungen männlichen Bürger der Stadt organisiert. Sie mussten sich selbst bewaffnen, wurden aber in der Handhabung der Waffen ausgebildet. Später ging man dazu über, den Mitgliedern Waffen aus städtischen Mitteln zur Verfügung zu stellen, denn mit der Entwicklung der Waffentechnik wurden auch die Waffen immer teurer. Zur Ausbildung der „Bürgerschützen“ gehörte vor allem das Schießen. Zuerst mit Armbrüsten, später kamen dann auch Feuerwaffen zum Einsatz. Da die Bürgerscütterey auch in Friedenszeiten für Wach- und Ordnungsdienste eingesetzt wurden, musste man die jungen Männer bei Laune halten. Dies geschah vor allem durch Feiern mit Wettkämpfen und viel Alkohol. Über Jahrhunderte hinweg wurde am Montag nach dem 1. Sonntag Trinitatis (2. Montag nach Pfingsten) ein Königsschießen im Freien veranstaltet. Anschließend trafen sich die Bürgerschützen zum Schützenzech bei Musik, Bier und Wein im Rathaussaal. Wobei Bier und Wein reichlich flossen, die Musik hingegen fast nur aus Trommeln bestand. Dieses feuchtlaute Gelage ging wohl einigen einflussreichen Bürgern dermaßen auf die Nerven, dass sie diesem Treiben Einhalt gebieten wollten. Schließlich wurde 1645 die Satzung der Bürgerscütterey entsprechend geändert: „Endlich ist beschlossen, dass auf dem Rathause das unordentliche bauerische Trommeln und Rufen wegen vieler gebetenen vornehmen Gäste und anderer ehrliebenden Leuten Ärgernis, hinfüro abgeschafft und mit Geigen und anderen Instrumenten der Tanz verzieret und cohonestiert werde.“

Gehopse und Gespringe im Rathaus

Ab diesem Zeitpunkt wurde mit Geigen, Flöten, Pfeifen und Trommeln zum Tanz aufgespielt. Die Musiker saßen auf einer Empore der Nordwand, die mit einer Leiter bestiegen werden musste. Die Frauen saßen auf Bänken, die an den Wänden standen. Die Männer bevölkerten die Saalmitte oder sprachen an der Schenke dem Bier und Wein zu. Setze die Musik ein, so winkten die Männer einfach der Frau zu, mit der sie tanzen wollten. Die ließen sich meist nicht zweimal bitten und dann „ging das Gehopse und Gespringe los“.

Zum Schützenzech kam auch der Graf

Der Schützenzech war das gesellschaftliche Ereignis des Jahres und entsprechend sehr beliebt. Selbst die Grafen von Bentheim nahmen daran teil. So berichtet 1664 David Steling, Lehrer und Stadtschreiber in Schüttorf: „Jedoch hat man den 30 Juny dieses laufenden Jahres auf Donnerstag geschossen in beysein und gegenwart unseres gnädigen Grafen und Herrn (Ernst Wilhelm), welcher von der Stadt auf der rhatkammer durch beide Bürgermeistern nach aller möglichkeit mit speiss und trank traktiert worden, also dass Ihre Gräflichkeit neben Dero beywesenden Herrn Höflingen nach der Mahlzeit zu der gemeinen bürgerschaft sich auf das rhathaus verfügt, al da mit Freuden biss auf 2 uhren in der nacht verharret und mit einem Trinkwein jedesmal tractiert worden, darauf dann folgenden Tags Ihre hohe Gräflichkeit 4 Tonnen biers den Bürgern bei Ihrer Gesellschaft gnädig verehren lassen, und sich derselb in allen gnaden gewogen zu pleiben, spentiert.“ (nach: Berge 1935)

Die Schützentänze wurden bis 1888 im Rathaussaal abgehalten. Danach errichtete man, wohl ob des großen Zuspruchs auf dem Rathausmarkt zusätzlich ein Tanzzelt. Ab 1891 wurden die Schützentänze dann im Lindemannschen Saal veranstaltet.

Von Hochzeiten und dem Schüttorfer Trinkeimer

Neben den Schützen nutzten auch wohlhabende Bürger der Stadt das Rathaus für ihre Feste. Vor allem Hochzeiten wurden hier gefeiert. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts haben auch andere Vereine das Rathaus für Feste und Versammlungen genutzt.

Ein weiteres Zeichen für die Trinkfreudigkeit im Rathaus war ein historischer Trinkeimer aus dem 15. Jahrhundert, der zum Inventar des Rathauses gehörte, aber leider auch verlustig gegangen ist.

Die Bürgermeister regierten meist im Home Office

Ebenfalls im Obergeschoss befindet sich das alte Bürgermeisterzimmer. Seit wann dieses Zimmer als solches genutzt wurde, ist nicht bekannt. Schüttorf hatte zwar seit der Stadtgründung einen oder mehrere Bürgermeister, die sich aber nur selten im Rathaus aufhielten. Regiert wurde die Stadt meist vom Wohnhaus des jeweiligen Bürgermeisters aus. Oder von einem Wirtshaus, wo sich Bürgermeister und Ratsleute zum Regieren bei reichlich Wein- und Bierkonsum trafen. Heute ist im ehemaligen Bürgermeisterzimmer das Hochzeitszimmer des Standesamtes untergebracht.

Schlimme Zeiten – schlimme Folgen

Das Schüttorfer Rathaus hat auch andere und schlimmere Zeiten erlebt. So nutzten englische Truppen während des Koalitionskrieges 1795 das Rathaus als Hospital. Dabei gingen sie nicht zimperlich mit den Einrichtungsgegenständen um. Hausrat wurde zerschlagen, Möbel verbrannt oder stark beschädigt, so zum Beispiel auch die beiden historischen Trommeln und die zwei seidenen Stadt-Fahnen. Wertvolles wurde auch gestohlen und blieb unwiederbringlich verschwunden.

Die weiteren Kriege, unter denen Schüttorf leiden musste, hat das Rathaus meist gut überstanden, bis es 1945 in den letzten Kriegstagen von Bomben getroffen völlig ausbrannte. Die gesamte Inneneinrichtung und das Stadtarchiv wurden ein Raub der Flammen.

Rathausbrand

Im April brannten das Rathaus und weitere Häuser am Markt und in der Windstraße aus

 

Markt_Bomben

Das Luftbild, vermutlich vom Kirchturm aufgenommen, zeigt auch nur einen Teil der Zerstörung

Vieles ging für immer verloren, nur weniges konnte gerettet oder wieder hergestellt werden. So hängt heute an der Westwand des Rathauses ein altes schmiedeeisernes Kanonenrohr. Es stammt aus dem Jahre 1484 und wurde im Frühjahr 1933 bei Grabungen entdeckt. Es ist somit eines der ältesten Geschützrohre, wie man es nur selten noch findet. Am Rathauseingang links befindet sich eine eiserne Elle, die früher als Richtmaß für Zeugwaren gedient hatte. Bei Umbauarbeiten für einen Fahrstuhl konnte 2019 eine bisher verborgenes Gewölbe freigelegt werden, dessen Errichtung auf das 15. Jahrhundert datiert wurde.

Elle

Die Schüttorf Elle, im Mittelalter das Maß vieler Dinge

 

Kanonenrohr_2

Das alte Kanonenrohr, das aber wohl nie militärisch eingesetzt wurde


Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde die städtische Verwaltung zu groß für das alte Rathaus. Man errichtete gleich nebenan ein neues Verwaltungsgebäude mit vielen Büroräumen. Als auch dieses in die Jahr gekommen war, wurde es abgerissen. Dafür baute man an gleicher Stelle das bis heute noch erhaltene „Neue Rathaus“. Das alte Rathaus wird heute noch für die Sitzungen der Stadt- und Samtgemeinderäte und deren Ausschüsse sowie für standesamtliche Trauungen genutzt.

Trauungszimmer

Das neue Trauungszimmer

Quellen: u.a.: W. Berge, Die Geschichte Schüttorfs, unveröffentlichtes Manuskript 1935, Wikipedia, Internetseite der Stadt Schüttorf www.schuettorf.de; Fotos: Heimatverein Schüttorf, Stadtarchiv Schüttorf, Wikipedia, privat)

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