Im Sommer 1916, mitten im 1. Weltkrieg, kaufte die deutsche Regierung viele holländische Zuchtkühe, um den deutschen Rindviehbestand zu verbessern. Sie wurden in Sonderzügen nach Deutschland transportiert. Einige dieser Viehtransporte führten auch über Schüttorf.
Auf der langen Fahrt in der heißen Sommersonne erlagen viele Kühe den Strapazen des Transports. Um diese Verluste zu minimieren, wurden bei den nächsten Transporten die Kühe in Schüttorf ausgeladen, damit sie sich hier einige Zeit erholen konnten.
Im Sommer 1916 glich Schüttorf einem großen Kuhdorf. Vom Bahnhof aus wurden die Kühe quer durch die Stadt zu den verschiedenen Weiden getrieben. Viele Schüttorfer betätigten sich dabei als Cowboys. Vielerorts wie auch beim Haus der Bürgermeisters Meyeringh in der Steinstraßen waren Wasserkübel zum Tränken des Viehs aufgestellt.
Kaum hatten sie die Weiden und Wiesen erreicht, fingen die Kühe wie wild an zu fressen. Während der Bahnfahrt konnten die Kühe nicht gemolken werden, so dass viele von ihnen so prall gefüllte Euter hatten, dass sie vor Schmerz laut brüllten. Deshalb bekamen die Schüttorfer Bürger und Bürgerinnen, die des Melkens kundig waren, im Rathaus die Erlaubnis, die Kühe zu melken. Zu festgelegten Zeiten befanden sich die Schüttorfer MelkerInnen bei den jeweiligen Weiden und Wiesen ein. Jede(r) sichte sich eine Kuh und begann sie zu melken. Andere SchüttorferInnen brachten Eimer und Kübel, die sie sich von der MelkerInnen füllen ließen.
Gemolken wurde dreimal am Tag, bis das Vieh wieder in den Zug verladen wurde und der Transport weiterfuhr. In dieser Zeit war die Schüttorfer Bevölkerung sehr gut mit Milch versorgt. Da einige Tiere durch den Transport immer noch so geschwächt waren, wurden sie in Schüttorf notgeschlachtet. Da fiel so mancher Braten auch für die BürgerInnen ab.
Manche Kühe waren auch so hochtragend, dass sie schon während ihres Aufenthalts Schüttorf kalbten. Die Kälber hätten den Weitertransport wahrscheinlich nicht überlebt, deshalb blieben sie einfach in Schüttorf.
Streifzug durch die Stadtgeschichte
1. Plundermelkshoek • 2. Stadtmusikanten • 3. Nachtwächter • 4. Maße
5. Falschmünzerei • 6. Stadtsiegel • 7. Schüttorfer Frauen • 8. Bürgereid
9. Haus Kaldemeyer • 10. Apotheke • 11. Wolffsschlucht • 12. Schüttorfer Schmiede
13. Schüttorfer Seide • 14. Ohne Moral • 15. Vechteschiffahrt • 16. Verbrechen
17. Schüttorfer Pergament • 18. Badehalle • 19. Mühlen • 20. Alte Post
21. Sportpalast • 22. Hagenfriedhof • 23. Urhöfe • 24. Kuhdorf
25. Klosterkirche • 26. Garnisonsstadt • 27. Hessenweg • 28. Stadtmauer
29. Stadttore • 30. Adelshof von Beesten • 31. Föhnstraße • 32. Pferdemarkt
33. Nordhornerstraße • 34. Schevestraße • 35. Waldschlösschen • 36. Burg Schottbrink
37. Tiggelhof • 38. Vechtefischerei • 39. Elektrizitätswerk • 40 Schüttorfer Feld