Immer wieder wird in Büchern und Schriften über die Schüttorfer Stadtgeschichte die Behauptung aufgestellt, dass die Schifffahrt auf der Vechte auch in Schüttorf eine große Rolle gespielt habe. Selbst der Tag der Verleihung der ersten Stadtrechte am Sonntag nach Allerheiligen (November) sei deshalb gewählt worden, weil in der übrigen Jahreszeit die Schüttorfer Männer mit ihren Schuten auf der Vechte unterwegs gewesen wären. Der Hafen für die Vechteschuten soll am Wölstenkamp in der Nähe des heutigen ev. Friedhofs oder dort am Vechteufer gelegen haben, wo heute das ehemalige E-Werk steht.
Leider gibt es keinerlei historische Quellen, die diese Behauptungen belegen. Man muss vielleicht eher davon ausgehen, dass die Flussschifffahrt für Schüttorf gar nicht so bedeutend war, wie vielfach angenommen. Mehrere Indizien sprechen dafür. In den Sommermonaten war die Vechte aufgrund des Niedrigwassers selbst oberhalb von Nordhorn kaum befahrbar. Nördlich des früheren Schüttorfer Stadtgebietes, etwa in Höhe des heutigen Nordrings, hat es in der Vechte ein Stauwerk gegeben, um den Wasserstand in den Gräben der Stadtbefestigung konstant hoch zu halten. Demnach wäre die Anlagen eines Hafens südlich des Stauwerkes sehr unvorteilhaft gewesen. Auch in Nordhorn wurde bei der Wassermühle die Vechte noch einmal aufgestaut. Flussschiffe, die von Schüttorf nach Holland gefahren wären, hätten dort nicht weiterfahren können.
Wäre die Flussschifffahrt für Schüttorf von so hoher Bedeutung gewesen, hätte man sicherlich einen Hafen innerhalb der Stadtbefestigung angelegt. Die Vechte verlief allerdings immer außerhalb der Befestigungen. In allen mir zugänglichen Dokumenten wird immer davon berichtet, dass der Transport der Bentheimer Sandsteine erst ab Nordhorn per Schiff erfolgte. Nach Nordhorn wurden die Steine mit Fuhrwerken geschafft.
Ein Dokument über Ausbaupläne der Vechte aus dem Jahr 1789 weist auch auf die Unwahrscheinlichkeit einer früheren Vechteschifffahrt von Schüttorf aus hin: „… sie (die Vechte) wird, die trockenen Jahreszeiten ausgenommen, schon von Billcke und Ohne ab zum Holzflößen genutzet, und von Nordhorn ab mit kleinen, mit Mast und Segel versehenen Fahrzeugen bis nach Zwoll befahren. Diese Schifffahrt würde zur Beförderung des Commerzes und des Steinhandels selbst bis Schüttorf ausgedehnt werden können, wenn zu Nordhorn eine Schleuse angeleget, und das Flußbette etwas ausgeräumet würde.“ Diese Pläne wurden aber nie umgesetzt. Von Schüttorf aus gab es keine bedeutende Flussschiffahrt auf der Vechte, lediglich Baumstämme, die zu Flößen zusammengebunden wurde, traten von hier aus ihre Reise gen Holland an.
Streifzug durch die Stadtgeschichte
1. Plundermelkshoek • 2. Stadtmusikanten • 3. Nachtwächter • 4. Maße
5. Falschmünzerei • 6. Stadtsiegel • 7. Schüttorfer Frauen • 8. Bürgereid
9. Haus Kaldemeyer • 10. Apotheke • 11. Wolffsschlucht • 12. Schüttorfer Schmiede
13. Schüttorfer Seide • 14. Ohne Moral • 15. Vechteschiffahrt • 16. Verbrechen
17. Schüttorfer Pergament • 18. Badehalle • 19. Mühlen • 20. Alte Post
21. Sportpalast • 22. Hagenfriedhof • 23. Urhöfe • 24. Kuhdorf
25. Klosterkirche • 26. Garnisonsstadt • 27. Hessenweg • 28. Stadtmauer
29. Stadttore • 30. Adelshof von Beesten • 31. Föhnstraße • 32. Pferdemarkt
33. Nordhornerstraße • 34. Schevestraße • 35. Waldschlösschen • 36. Burg Schottbrink
37. Tiggelhof • 38. Vechtefischerei • 39. Elektrizitätswerk • 40 Schüttorfer Feld