Bild 574 - Waldschlößchen 1914ST_Waldschlösschen

 

Wo noch vor wenigen Jahrzehnten heiße Rhythmen erklangen und das Tanzbein geschwungen, wo später dann für Geld heiße Lust verabreicht wurde, herrschte heute tote Hose. Das war nicht immer so. Vor 120 Jahren baute der damalige Fabrikant Hermann ten Wolde dort das Waldschlösschen. Ursprünglich nur ein einfach gebautes Bürgerhaus mit einer kleinen, offenen Veranda sollte es als Erholungslokal für Wanderer dienen, die im Bentheimer Wald die frische Luft und die Natur genießen wollten.

Das Waldschlösschen lag am Eingang der Booklage auf einem Wiesengrundstück am Waldrand. Nicht gerade bequem zu erreichen, denn die Wege dorthin waren in einem sehr schlechten Zustand. Ob das der Grund war, dass das Waldschlösschen jahrelang ein wirtschaftlicher Flop war, oder weil die Schüttorfer damals lieber in der Innenstadt ins Wirtshaus gingen, weiß heute niemand mehr so genau. Einige Wirte versuchten im Waldschlösschen ihr Glück, aber nur wenige hielten dort länger als ein paar Jahre durch.

Waldschlößchen - Veranda

Blick in die beheizte Veranda

Erst nach der Jahrhundertwende kam eine größerer wirtschaftlicher Erfolg. Die Zuwegen wurden erneuert und gangbarer gemacht, eine Außenkegelbahn gebaut. Vereine veranstalteten dort jetzt ihre Sommerfeste, auch Hochzeiten wurden am und im Waldschlösschen gefeiert. 1903 verband man das Waldschlösschen mit dem städtischen Festplatz. Jetzt fanden dort regelmäßig große Feste der Schützen, Turner, Arbeitervereine etc. statt.

Um unabhängiger vom den Launen des Wetters zu sein, baute man am Waldschlösschen einen überdachten und beheizbaren Saal an. Das Waldschlösschen wurde zum In-Lokal. Doch dann kam mit dem Naziterror der 2. Weltkrieg. Das Leid des Krieges erreichte bald auch Schüttorf, und es gab kaum noch einen Grund Feste zu feiern.

1904 01 24 - Waldschlöschen

Auch für Klassenausflüge ein beliebtes Ziel. Hier eine Klasse im Jahr 1904

Nach dem Krieg ging es für eine Zeit wieder bergauf mit dem Waldschlösschen. Aber an die Erfolge früherer Zeiten konnte es nie wieder so richtig anknüpfen.


Streifzug durch die Stadtgeschichte

1. Plundermelkshoek 2. Stadtmusikanten 3. Nachtwächter 4. Maße
5. Falschmünzerei 6. Stadtsiegel 7. Schüttorfer Frauen 8. Bürgereid
9. Haus Kaldemeyer 10. Apotheke 11. Wolffsschlucht 12. Schüttorfer Schmiede
13. Schüttorfer Seide 14. Ohne Moral 15. Vechteschiffahrt 16. Verbrechen
17. Schüttorfer Pergament 18. Badehalle 19. Mühlen 20. Alte Post
21. Sportpalast 22. Hagenfriedhof 23. Urhöfe 24. Kuhdorf
25. Klosterkirche 26. Garnisonsstadt 27. Hessenweg 28. Stadtmauer
29. Stadttore 30. Adelshof von Beesten 31. Föhnstraße 32. Pferdemarkt
33. Nordhornerstraße 34. Schevestraße 35. Waldschlösschen 36. Burg Schottbrink
37. Tiggelhof 38. Vechtefischerei 39. Elektrizitätswerk 40 Schüttorfer Feld