Titelfoto_ohne_moralST_Ohne_Moral


Der dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648 hatte auch in Schüttorf Not und Elend über die Menschen gebracht. Viele BürgerInnen verloren ihr Leben, andere ihr gesamtes Hab und Gut. Dieser Krieg hat wie alle anderen auch nichts anderes als Verwüstung und Verzweiflung hinterlassen.

Der Krieg hinterließ aber auch Spuren im Zusammenleben der Menschen. Was früher Recht und Anstand war, galt auf einmal nichts mehr. Aus ehrbaren BürgerInnen wurden Betrüger, die sogar die Kassen der Armenhäuser und Stiftungen plünderten. Andere gingen nicht mehr ihrer Arbeit nach, sondern hingen, wann immer es ging, in den Wirtshäusern und Spelunken der Stadt herum. Moralische und rechtliche Instanzen – allen voran die Kirche – verloren an Einfluss, nicht zuletzt, weil auch kirchliche Würdenträger beileibe kein gutes Vorbild abgaben.

Dem Protokollbuch des damaligen Pastors Johannes Holstein ist zu entnehmen, dass es viele in Schüttorf gab, „so hier erzogene und geborene Bürger sind, welche weder zur Kirche auch nicht zum Nachtmahl gehen. (…) Die Fasten-, Buß-, Bet-, Sonn- und Feiertage werden violiert mit Fressen, Saufen, Hurenliedersingen in den Wirtshäusern, als wenn weder Gott noch Obrigkeit solches jemals hätten verboten begehrt.“

Selbst die Bauern, früher treue Kirchgänger, saßen nicht selten singend und jauchzend während der Predigt im Gasthaus. Wenn Pastor Holstein ob derartiger Ausschweifungen mahnend den Finger erhob, bekam er nicht selten den Hass der WutbürgerInnen zu spüren. So jagte der Wirt Hermann Brüggen, der während der Predigt ein Gelage veranstaltet hatte und deshalb vom Konsistorium bestraft worden war, den Pastor racheschnaufend mit einem Stock in der Hand durch die ganze Stadt.

Als der Krieg zu Ende war dauerte es noch Jahre, bis in der Stadt Schüttorf langsam wieder „geordnete Verhältnisse“ herrschten.


Streifzug durch die Stadtgeschichte

1. Plundermelkshoek 2. Stadtmusikanten 3. Nachtwächter 4. Maße
5. Falschmünzerei 6. Stadtsiegel 7. Schüttorfer Frauen 8. Bürgereid
9. Haus Kaldemeyer 10. Apotheke 11. Wolffsschlucht 12. Schüttorfer Schmiede
13. Schüttorfer Seide 14. Ohne Moral 15. Vechteschiffahrt 16. Verbrechen
17. Schüttorfer Pergament 18. Badehalle 19. Mühlen 20. Alte Post
21. Sportpalast 22. Hagenfriedhof 23. Urhöfe 24. Kuhdorf
25. Klosterkirche 26. Garnisonsstadt 27. Hessenweg 28. Stadtmauer
29. Stadttore 30. Adelshof von Beesten 31. Föhnstraße 32. Pferdemarkt
33. Nordhornerstraße 34. Schevestraße 35. Waldschlösschen 36. Burg Schottbrink
37. Tiggelhof 38. Vechtefischerei 39. Elektrizitätswerk 40 Schüttorfer Feld